7. Mai 2019
Insgesamt 6,2
Millionen Erwachsene in Deutschland haben Schwierigkeiten, deutsche Texte zu
verstehen. Für die meisten von ihnen ist Deutsch die Muttersprache.
6,2 Millionen
Erwachsene in Deutschland können nicht richtig auf deutsch lesen und schreiben.
Für mehr als die Hälfte von ihnen ist Deutsch die Muttersprache. Das geht aus
einer vom Bundesbildungsministerium geförderten Studie hervor, die der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt und am Dienstag vorgestellt wird. Insgesamt
verfügten 2018 demnach 7,3 Prozent aller Erwachsenen mit Deutsch als erster
Sprache nur über geringe Lese- und Schreibfähigkeiten.
Das Lesen deutscher
Texte stelle vor allem für Migranten eine Schwierigkeit dar. 47,4 Prozent der
Menschen, die nicht Deutsch lesen können, haben einen Migrationshintergrund und
als erstes eine andere Sprache gelernt als Deutsch. Von diesen 2,9 Millionen
Menschen sind knapp 78 Prozent nach eigenen Angaben in der Lage, in ihrer
Muttersprache anspruchsvolle Texte zu lesen und zu schreiben.
2011 betrug die Zahl der Menschen mit geringen Lese- und
Schreibfähigkeiten insgesamt noch 7,5 Millionen, also etwa 1,3 Millionen
mehr. Zu dieser Kategorie werden all jene gezählt, die einzelne Sätze lesen
oder schreiben können, aber keine zusammenhängenden Texte verstehen. Bundesbildungsministerin
Anja Karliczek (CDU) bezeichnete diesen Rückgang als einen "Erfolg für
unser Bildungssystem". Es müsse jedoch noch weitere Verbesserungen geben:
"Politik und Gesellschaft dürfen aber nicht nachlassen", sagte die
Ministerin. Gerade Erwachsene koste es oft viel Überwindung, sich dem Problem
der Lese- und Schreibschwierigkeiten zu stellen. Stärker beachtet werden müßten
Menschen mit Migrationshintergrund.
62,3 Prozent der
Betroffenen sind laut der Studie trotz ihrer Lese- und Schreibschwäche erwerbstätig. Mehr
als jeder Fünfte habe gar keinen Schulabschluß, rund 40 Prozent nur einen
geringen.
10,6 Millionen
Menschen in Deutschland können nur fehlerhaft schreiben
Auch bei jenen
Erwachsenen, die zwar zusammenhängende Texte verstehen, aber dennoch nicht gut lesen
und nur sehr fehlerhaft schreiben können, gab es einen Fortschritt. Hier
verringerte sich die Anzahl von 13,4 Millionen im Jahr 2011 auf nun 10,6
Millionen Menschen.
Enttabuisierung von
Lese- und Schreibschwäche sowie mehr und bessere Angebote zum Lernen spielen
laut Ministerium eine Rolle beim Rückgang der Zahlen. Studienautorin Anke
Grotlüschen sagte, die Fortschritte gingen mit besseren Schulabschlüssen und
einer höheren Erwerbsbeteiligung einher.
Für die Studie
wurden im Sommer 2018 rund 7.200 deutsch sprechende Erwachsene im Alter von 18
bis 64 Jahren befragt. Grundlegende Deutschkenntnisse waren Voraussetzung
dafür, an der etwa einstündigen Befragung teilnehmen zu können.